kunstinitiative2017 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) schreibt erstmals Kunstpreis aus

Die „kunstinitiative2017“ unterstützte den Dialog zwischen evangelischer Kirche und bildender Kunst und wurde zum ersten Mal 2017 vergeben, dem 500. Jahrestag der Reformation. Die Förderung richtete sich insbesondere an junge Kunstschaffende, die mit dem Preisgeld die Möglichkeit erhielten, ein eigenes Projekt in einem Kirchenraum zu verwirklichen.

Mehr als 20 Künstlerinnen und Künstler wurden für die „kunstinitiative2017“ von einem namhaften Kuratorium ausgewählt und zu dem Wettbewerb eingeladen. In ihren Entwürfen sollten sie sich mit dem Kirchenraum und dem Thema „Gnade“ auseinanderzusetzen.

Mitte Juli 2016 wurde aus den Entwürfen dann von einer unabhängigen Jury drei Gewinner ausgewählt:

  • Daniela Kneip Velescu
  • Georg Lutz
  • Lisa Weber
     

Die Preisträgerinnen und Preisträger hatten dann bis Frühjahr 2017 Zeit, um ihren Entwurf auszuarbeiten. Das Ergebnis war vom 30. April bis zum 23. Juni 2017 in drei evangelischen Kirchen in Darmstadt zu sehen sein, der Michaelskirche, der Martinskirche und der Stadtkirche.

kunstinitative2017 - Realisierungen

Daniela Kneip Velescu "Power Point"

Für die Michaelskirche arbeitete Daniela Kneip Velescu im Innen- und Außenbereich mit textilen Materialien. Die 1982 in Rumänien geborene Künstlerin, die in Frankfurt lebt und arbeitet, stellte Gnade in humorvoller Weise als spirituelle Energie dar, die Menschen verbindet.   

 

Kurzinterview mit Daniela Kneip Velescu

kunstinitiative: Woran arbeitest du gerade?

Daniela Kneip Velescu: Einerseits natürlich an der Umsetzung meines Projektvorschlags – bisher existiert diese Installation ja nur in meiner Vorstellung. Durch mein Konzept konfrontiere ich mich jetzt mit neuen Materialien und dazugehörigen Herstellungsprozessen, die mir noch nicht vertraut sind.
Außerdem arbeite ich auch an einem anderen Projekt, über das ich aktuell noch nicht so viel sagen kann – eine Zweier-Ausstellung die 2017 stattfinden wird. Parallel zum Wettbewerb der kunstinitiative hatte ich auch am Konzept für eine Installation in der Schaufenster-Galerie TheTip, gearbeitet (http://kubaparis.com/daniela-kneip-velescu-total-look-a-study-in-plastic/) – in Bezug auf Raum und Kontext ein kompletter Gegensatz. Gleichzeitig gibt es in der unterschiedlichen Herangehensweise und Betrachtung einige Verknüpfungen – wie z. B. der verstärkte Einsatz von Farbe - welche erst mit der Realisierung des Kirchenprojekts spürbar werden.

kunstinitiative: Was hat dich am Thema Gnade interessiert?

Daniela Kneip Velescu: Das Thema „Gnade“ und der daran geknüpfte Kontext eines evangelischen Kirchenraums riefen bei mir inhaltlich viele Fragen auf. Das Thema hat seine Sperrigkeit bewiesen beim Versuch mich dazu in Beziehung zu setzen und eine Haltung einzunehmen. Es war oder besser ist ein ständiger Prozess und braucht Gedankenaustausch. Und genau dieses Unabgeschlossene und Ungreifbare daran interessiert mich. Zu versuchen den Begriff der Gnade in Worte zu fassen ist ein komplexes Unterfangen und meines Erachtens eher (er)spürbar als erklärbar – in meiner künstlerischen Umsetzung dreht sich Gnade um das Potential von Bewegung, das sichtbar wird in Handeln und Austausch.

kunstinitiative: Ist das deine erste künstlerische Arbeit für einen Kirchenraum? Was erhoffst/wünschst du dir von einer Installation im Kirchenraum und was interessiert dich an der Kirche, die du ausgesucht hast?

Daniela Kneip Velescu: Ja, das ist meine erste künstlerische Arbeit für einen Kirchenraum.
Bei der Begehung der drei Kirchen war mir schnell klar, dass ich keine raumfüllende Arbeit realisieren möchte, sondern mich vielmehr auf einen subtilen Eingriff konzentrieren werde, der die Aufmerksamkeit nicht aus jeder Richtung auf sich lenkt. Mir ist es wichtig eine Wirkung zu erzielen, ohne zu stark in die gegebene Architektur oder Akustik einzugreifen und dafür ein haptisches Moment zu ermöglichen. Ich erhoffe mir eine Erweiterung der Arbeit durch die Einbeziehung des/der Besuchers/in mit erwünschtem unbekannten Ausgang/Reaktionen, also eine Form der Kommunikation. Trotz oder gerade aufgrund der Zurücknahme meiner Arbeit hat sie einen sehr demokratischen oder gerechten Ansatz – jede/r Sitzende wird von ihr profitieren. Auch wenn sie ihm/ihr vielleicht geschmacklich nicht zusagt.
Ich mag den offenen und klaren Aufbau der Michaelskirche im Stile der Nachkriegsmoderne und die asymmetrische Platzierung der Buntglasfenster. Um eine Verbindung zum Außenbereich zu schaffen, werde ich auch den freistehenden Glockenturm in meine Installation integrieren. Ausschlaggebend war auch, dass der Michaelsgemeinde eine Kindertagesstätte und ein Hort angeschlossen sind – die Einbindung der Kinder ist sofort ablesbar am integrierten Spielbereich hinter der linken Sitzgruppe.

>>> Weitere Information finden Sie auf der Website der Künstlerin: www.kneipvelescu.de

 

Georg Lutz "5 Tons Of Prayer"

Der Stuttgarter Georg Lutz (geb. 1987) hat die Martinskirche mit einer Installation bestückt, die auf verblüffende Weise das Thema Gnade mit Beten verknüpft.

 

Kurzinterview mit Georg Lutz

kunstinitiative: Woran arbeitest du gerade?

Georg Lutz: Die für Darmstadt entstehende Arbeit ist Teil einer Werkgruppe mit dem Titel „Eden Research“. Diese bearbeitet ethisch-philosophische Grundfragen in der Struktur von Religion und Glaube. Für die einzelnen Arbeiten versuche ich jeweils die konzeptionell angemessenste Form zu finden. In den meisten Fällen entstehen hierbei Fotografien, Objekte und Installationen. Häufig vervollständigt der Rezipient die jeweilige Arbeit erst durch seinen individuellen gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund. Dies hat zur Folge, dass sich je nach Betrachter eine unter Umständen gänzlich unterschiedliche Arbeit manifestiert.

kunstinitiative: Ist das deine erste künstlerische Arbeit für einen Kirchenraum? Was hat dich am Thema Gnade interessiert? Was erhoffst/wünschst du dir von einer Installation im Kirchenraum?

Georg Lutz: Das Thema Gnade, ein als Grundpfeiler fungierender Begriff des Glaubens, lässt sich sehr passend in mein momentanes Beschäftigungsfeld integrieren. Im Zuge der Kunstinitiative ist es mir zum ersten Mal möglich meine künstlerische Arbeit direkt in eine Kirche zu implantieren und somit ein Spannungsverhältnis zwischen sakralem Raum und künstlerischem Werk, welches sakrale Aura bearbeitet, herzustellen.

>>> Nähere Informationen finden Sie auch auf der Internetseite des Künstlers: www.georglutz.com

 

Lisa Weber "With A Fading Glance"

In der Stadtkirche als dritter Ort des Projektes zeigte Lisa Weber eine Videoinstallation. Die 1985 geborene Künstlerin näherte sich in ihrem Kurzfilmprojekt dem Thema über die Frage, wie Menschen sich und andere sehen – und was sie nicht sehen.   

 

Kurzinterview mit Lisa Weber

kunstinitiative: Woran arbeitest du gerade?

Lisa Weber: Gegenwärtig arbeite ich an der Realisation der Darmstädter Arbeit, einer Videoinstallation für die Stadtkirche, die sich inhaltlich mit einer Erzählung von Ingeborg Bachmann auseinandersetzt. Daneben bereite ich aber auch zwei Beiträge zu einer Gruppenausstellung im Januar in Berlin vor sowie eine Einzelausstellung nächstes Jahr im Oktober in Venedig.

kunstinitiative: Ist das deine erste künstlerische Arbeit für einen Kirchenraum? Was hat dich am Thema Gnade interessiert? Was erhoffst/wünschst du dir von einer Installation im Kirchenraum?

Lisa Weber: Das Thema Gnade hat für mich etwas mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Von Anfang an war klar, dass die Arbeit sich künstlerisch mit dem Stoff von Bachmann beschäftigen sollte. Dort - wie in meiner gesamten Arbeit geht es ja stark um das Sehen, um Schärfen und Unschärfen, um das Erkennen, um Nähe und Distanz, alles Phänomene, die sich auch auf den Begriff der Gnade beziehen lassen.
Für mich ist das die zweite Arbeit für einen Kirchenraum. Die Arbeit soll einen installativen Charakter erhalten, d.h. die Besucher auch räumlich involvieren und hineinziehen.

>>> Weitere Informationen zur Künstlerin finden Sie auf ihrer Internetseite: www.lisaweber.net