kunstinitiative - ein eingeladener Wettbewerb

Ein namhaft zusammengesetztes Kuratorium der kunstinitiative sucht junge Künstlerinnen und Künstler aus und schlägt sie zur Teilnahme am Wetttbewerb vor.

Die Teilnehmer*innen erarbeiten einen Entwurf für eine vorgegebene Kirche der Evangelischen Kirche Hessen Nassau. Eine Jury aus dem Kunstbetrieb wählt drei Preisträgerprojekte aus, die dann von den Künstler*innen für je eine Kirche realisiert werden. Die drei fertigen Kunstwerk werden in einer Ausstellung präsentiert und in einem Katalog dokumentiert.

Ein solcher „eingeladener Wettbewerb“ ist ein übliches Verfahren, um gezielt auf Qualität zu setzen. Andere Kunstpreise, die offen ausschreiben, können in der Regel nur mit großen Einschränkungen zugleich auf Räume und ein Thema eingehen und müssen deutlich mehr Kosten in die Vorauswahl stecken.

kunstinitiative 2020/21

Die kunstinitiative der EKHN erlebt 2021 eine Neuauflage. Dieses Mal erhalten die geförderten Künstler*innen die Möglichkeit in Wiesbaden ihre Kunstwerke zu realisieren. Das Thema, zu dem die Kunstwerke erarbeitet werden, ist "die anderen".

Anfang 2020 sind aus den eingereichten Entwürfen von einer unabhängigen Jury drei Projekte ausgewählt worden, die die Preisträgerin Ivana Matiç und die Preisträger Jonas Grubelnik und Patrick Wüst im Sommer 2021 ausarbeiten. Das Ergebnis ist ab 29. August 2021 in den drei evangelischen Kirchen der Bergkirche, der Kreuzkirche  und der Marktkirche in Wiesbaden zu sehen. Interviews mit Vertreter*innen der beteiligten Kirchen finden Sie unter dem Menüpunkt "Kirchen".

 

Jury der kunstinitiative 2020/21

Die Jury des Wettbewerbs setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen:

  • Stefanie Böttcher, Kunsthalle Mainz
  • Dr. Jörg Daur, Museum Wiesbaden
  • Christian Kaufmann, Heussenstamm-Stiftung Frankfurt
  • Dr. Beate Kemfert, Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim
  • Grit Weber, Museum für angewandte Kunst Frankfurt

 

Kuratorium der kunstinitiative 2020/21

Das Kuratorium der kunstinitiative hat im August 2019 mehr als 30 junge Künstlerinnen und Künstler ausgesucht und zur Teilnahme am Wetttbewerb vorgeschlagen.

Im diesjährigen Kuratorium sind vertreten:

  • Prof. Dr. Barbara Bader, Rektorin der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • Prof. Heike Baranowsky, Vizepräsidentin der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
  • Prof. Joel Baumann, Rektor der Kunsthochschule Kassel
  • Wolfgang Gemmer, 1. Vorsitzender des Kunstvereins Bellevue-Saal, Wiesbaden
  • Elke Gruhn, Direktorin des Nassauischen Kunstvereins, Wiesbaden
  • Prof. Dr. Martin Henatsch, Rektor der Kunsthochschule Mainz
  • Prof. Harald Klingelhöller, Rektor der Kunstakademie Karlsruhe
  • Prof. Bernd Kracke, Präsident der Hochschule für Gestaltung, Offenbach a.M.
  • Prof. Philippe Pirotte, Rektor der Städelschule, Frankfurt a.M.

 

Das Thema 2020/21: "die anderen"

Die kunstinitiative der EKHN möchte im Jahr 2021 unter dem Titel „die anderen“ mit aktuellen Positionen der Kunst in den Diskurs kommen.

„die anderen“ ist als Blickverweis und als Frage zu verstehen: Wer bin ich, wer sind wir und wer sind die Anderen? Im Vergleich zu früher fallen die Antworten heute vielfältiger und gegensätzlicher aus.

Unsere Gesellschaft ist offener und bunter geworden als je zuvor. Unterschiedlichste Lebensentwürfe lassen sich verwirklichen. Autorinnen wie Isolde Charim („Ich und die anderen“) und Carolin Emcke („Gegen den Hass“) beschreiben diese pluralisierte Gesellschaft. Sie nennen ebenfalls die Herausforderungen, die damit einhergehen. Denn die Vielfalt ruft auch Abwehr und den Wunsch nach Abschottung auf den Plan.

Verstärkt werden diese Gegensätze durch Prozesse, die fast überall auf der Welt gleichzeitig stattfinden und in unsere individuellen Lebensbereiche hinein wirken. Die prominentesten Faktoren sind Globalisierung und Digitalisierung, die Schere zwischen Arm und Reich, Migrationsbewegungen und Klimawandel.

In diesem Kontext befördern populistische Ausgrenzungsbestrebungen und wieder wachsende Nationalismen die Sehnsucht nach scheinbar heilen, homogenen Strukturen und bauen Feindbilder auf, um sich daran zu stärken. Es macht den Eindruck, dass weltweit die Tendenz zunimmt, die Identität der eigene Gruppe, der eigenen Interessen und Vorstellungen aggressiv abgrenzend gegen andere aufzubauen. Mildere, aber ebenso breitenwirksame Formen von Abschottung zeigen sich durch Veränderungen in der Kommunikation, nicht zuletzt durch den Gebrauch von Social Media. Je partikularer sich die Gesellschaft zeigt, desto weniger Bereitschaft besteht, so scheint es, zwischen den einzelnen Teilen in den Diskurs zu treten.

Wer sind „Wir“, wer „die Anderen“? Wie fest oder durchlässig sind die Grenzen dazwischen? Diese Fragen haben Bedeutung für wohl jede Kultur und jede Religion. Schaut man auf die Geschichte der Kirche, dann zeigen sich die Antworten äußerst gegensätzlich: Fremden- und Feindesliebe einerseits, Glaubenskriege andererseits. Doch die Bereitschaft, sich selbst zu verändern in der Begegnung mit anderen, hat die Verbreitung des christlichen Glaubens erst ermöglicht. Vielleicht kann das Christentum von seinem Ursprung her überhaupt als Religion der Begegnung verstanden werden, als eine Religion des Diskurses, der sich für Anderes öffnet.

Die Räume der Kirche sind von jeher mit etwas „ganz Anderem“ in Verbindung gebracht worden, nämlich mit der göttlichen Sphäre. Nicht selten werden die Kirchengebäude als Raum für Transzendenz wahrgenommen, das heißt: für grenzüberschreitende Erfahrungen. Offene Kirchen in der Stadt nehmen sich aus der Nutzung für Wohnen, Arbeiten und Handeln heraus. Sie stehen als Platzhalter für etwas, das sich nicht verzwecken und kommerzialisieren lässt.

Gleichzeitig werden Kirchenmitglieder in unserer Gesellschaft zu einer kleiner werdenden Gruppe. In vielen Großstädten zählen sie schon jetzt als Minderheit. In einer zunehmend säkularisierten Welt wird die Kirche selbst zum anderen. Auch das ist eine Wahrheit der pluralisierten Gesellschaft.

In diese zeitgenössische Gemengelage hinein bewegt sich das Thema der kunstinitiative 2020/21 und möchte Künstlerinnen und Künstler zu einem Dialog über ihre bildhaften Vorstellungen über „die anderen“, einladen.