Patrick Wüst

Patrick Wüst wird die Besucher*innen der Kreuzkirche in Wiesbaden auf eine virtuelle Weltreise mitnehmen. Doch das, was der Künstler in seinem Video-Projekt zeigt, ist nicht die Welt, wie wir sie zu kennen glauben.

Beim Blick durch die Fenster wird die Kreuzkirche zum virtuellen Fahrzeug durch Zeit und Raum. Anstelle der biblischen Geschichten auf den Fenstergläsern sehen wir durch Monitore in digitale Außenräume. Diese Orte sind Artefakte in einem mehrfachen Sinne: Wir sehen reale Artefakte aus unserer Kultur, die vom Künstler wie eine Requisite eingesetzt werden, zum Beispiel ein altes U-Boot oder Wellenbrecher an Stränden. Davon ausgehend erstellt der Künstler Landschaftsmodelle aus Gips, Karton oder Computerschrott. Sie werden in die filmische Inszenierung eingearbeitet und mit Aufnahmen realer Orte kombiniert. Die Grenzen zwischen materieller und virtueller Welt verschmelzen, indem aus den „Postdigital Artefacts“ ein hybrid-digitaler Globus wird, der unsere Welt abstrakt darstellt. Das Ergebnis gleicht einer Vision. Es könnte die Zukunft sein, aus der wir auf unsere Zeit und die Relikte unserer Zivilisation zurückblicken.

Letztendlich verschmelzen die Grenzen zwischen materieller und virtueller Welt in einem hybrid-digitalen Globus. Wüsts Darstellung der Welt gleicht einer Vision. Sie könnte eine mögliche Zukunft darstellen. Vielleicht blicken wir darin auf unsere Zeit und die Relikte unserer Zivilisation zurück – eine Welt, in der wir schon längst „die anderen“ geworden sind.

 

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LEBENSLAUF

Patrick Wüst
*1993 in Sinsheim
Lebt und arbeitet in Kiel.
Seit 2021 Mitglied der Ateliergemeinschaft neunzig°, Kiel


Ausbildung

2018-2019 Meisterschüler - staatliche Akademie der bildenden Künste Karlsruhe - bei Professor Daniel

2013-2018 Studium der freien Kunst - staatliche Akademie der bildenden Künste Karlsruhe - bei Professor Daniel Roth, Gastprofessor Skafte Kuhn

 

Preise

2020
Kunstinitiative 2020/21 der EKHN

2018
Preisträger: Stipendium der Heinrich-Hertz-Gesellschaft
Nomination: Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung

 

Ausstellungen

2021
„Die Anderen“, Kreuzkirche, Wiesbaden
„Jahreszeig 2021“, Ateliergemeinschaft neunzig°, Kiel
„Kunstmeile Trostberg 2021“, Trostberg

2020
„Schwarz Weiß Grau“, Bunkerhill Galerie - Hamburg

2019
„Regionale 20 / The sun to come“, Kunstverein Freiburg
„The times there is a changing”, AdbK, Karlsruhe
„Kunstmeile Trostberg 2019“, Trostberg
„TOP_0019 Meisterschüler*innen Ausstellung“, Städtische Galerie Karlsruhe
„hArt Karlsruhe“, Villa Kolb, Karlsruhe

2018
„The future in reverse“, Diplomausstellung, AdbK, Karlsruhe

2016
„Mädchen62“ Villa Kolb, Karlsruhe

2015
„P R O J E K T I O N E N“, ehemaliges Stummfilmtheater Delphi, Berlin

2014-2019
„Offene Ateliers 2019“, Adbk, Karlsruhe
„Jahresausstellung", Adbk, Karlsruhe

 

PORTFOLIO

WERKAUSWAHL:

In seiner Arbeit beschäftigt sich Patrick Wüst mit Film und Architektur. Er baut Architekturmodelle von Gebäuden oder Innenräumen, welche er filmisch in Szene setzt. Es entstehen leere „bühnenartige“ Räume welche überwiegend vollkommen ohne Schrift oder Sprache auskommen.

Als Grundlage seiner Arbeit dienen ihm verlorene oder vergangene Utopien, Heterotopien (realisierte Utopien), oder gescheiterte Orte. Vor jedem neuen Filmprojekt beginnt er mit einer langen Recherchearbeit und vertieft sich in verschiedenste Medien oder reist an die Orte, trifft Menschen und interviewt sie.

In seinen Filmen thematisiert er überwiegend das Scheitern von utopischer Architektur, das Beleben oder Aktivieren solcher sowie die Affektivität der gebauten Umwelt die uns umgibt. Das Modell spielt in seiner Arbeit daher eine essentielle Rolle. Das Modell ist ein Aggregatzustand zwischen Idee und Realität. Es gibt eine Vorausschau oder einen Rückblick, es täuscht den Betrachter, irritiert ihn. Film ist daher das Medium für Architektur, da er Raum schafft und verknüpft wo keiner ist.

Die Medien Architektur und Film eröffnen Wüst einen Handlungs- und Spielraum, welcher seinen Fragen über das Verhältnis von Utopie und Dystopie Raum geben.

 

INSTANT CITY - a yesterday’s future, 2019

Die Zukunft von Gestern - Der Film "Instant City" ist inspiriert von einer Utopie mit selbigem Titel der Architektengruppe „Archigram“ (Peter Cook, Ron Herron). Luftschiffe bringen mittels einfacher Pop-up Architektur, welche durch Ballone herabgelassen wird, den „Big City Vibe“ in die Kleinstadt. Es entsteht eine temporäre Großstadt - instant. Die japanische Bewegung der Metabolisten (Kiyonori Kikutake, Kenzō Tange) entwarfen in den 1960er Jahren die Idee einer Architektur, welche sich wie ein Organismus ersetzt und erneuert, ausbreitet oder vervielfältigt. Sie funktioniert als eine Art flexible Großstruktur aus Baumodulen.

Die Ansichten und Vorstellungen von Archigram sowie der Metabolisten dienten als Grundlage für eine eigene Vorstellung von einer modernen Instant City. In dieser bringen die Luftschiffe jedoch Baumodule ununterbrochen aus dem Nichts in die Wüste. Es entsteht über Nacht eine Megacity, welche sich ins unermessliche ausbreitet. Am Höhepunkt bricht der Kollaps ein, die Stadt versinkt wieder in die Wüste zurück aus der sie entstand. Atlantis benötigte nur einen Tag und eine Nacht um unterzugehen, die Instant City von Patrick Wüst stattdessen entsteht und verschwindet, und benötigt dafür nur eine einzige Nacht.

"Das Unkontrollierte, das Maßlose, der Überfluss, das Unmenschliche, das Größenwahnsinnige, das Anonyme, der Schlund ohne Abgrund - das ist die Instant City.“

 

Walking on a thin line, 2018

Würde man alle Mauern der Welt - Grenzbefestigungen, überwachte sowie militärische - aneinanderreihen, so wäre dieses Bauwerk über 40.000 Kilometer lang. Dies entspräche der Länge des Erdäquators. Die Teilung der Welt ist daher nicht nur reine Fiktion sondern Realität in 45 Ländern. In dem Film von Patrick Wüst inszeniert er diese Form von Mauern als Architektur des Schreckens, als eine Architektur der Unterdrückung und Teilung. Hierzu bereiste er spezifische Orte, an denen diese Form von Architektur eine essentielle Rolle gespielt hat.

 

Utopia is dead, Fotografie, 150cm x 450cm, 2018

 

 

>>> Weitere Information auf der Webseite des Künstlers.